Klickbefehl!

Beim Perlentaucher habe ich einen fantastischen Artikel über die unheilige Allianz von der „Anti-Internetpartei“ CDU und den klassischen Medien.

Da deutet sich ein Schulterschluss an: Die Presse macht gute Presse für Politiker, und diese machen gute Politik für die Presse.

Bisher schien die CDU das Internet als Dschungel wahrzunehmen, in den man ungestraft hineinrufen kann, ohne dass es zurückschallt. Nun zeigt sich: Moderne Menschen sollten CDU wählen, außer sie nutzen auch das Internet.

unbedingt lesen!

Die CDU profiliert sich als Anti-Internetpartei

Firefox 3.5

Die Mozilla Leute haben ein Werbevideo für den neuen Firefox 3.5 kreiert.

so recht überzeugt bin ich nicht von dem Filmchen. Aber hey! Es geht um den Firefox.

Update der Plakataktion gegen Netzzensur

Es gibt ein Update für die Plakataktion gegen Netzzensur.

Am Alexanderplatz kleben die ersten Exemplare:

hier zum Download der A3 Vorlage

also nun los und kleben, kleben, kleben… und nicht vergessen, die ePetition gegen Internetzensur unterzeichnen!

via Mail

Zensursula im Spiegel Interview

Der Spiegel hat ein sehr kritisches Interview zum Thema Internetsperren mit von der Leyen geführt. Die werte Dame hatte mächtig zu rudern.

Prädikat: lesenswert

hier zum Interview

Unterschriftensammeljob

Nicht einmal freiwillige Helfer zum Unterschriften Sammeln bekommen die zusammen… Ganz abgesehen davon, dass die Methoden Unterschriften „gegen Kinderpornographie“ zu sammeln, fälschlicher Weise suggeriert, die Sperrgegner wären für Kinderpornos, eine Riesenschweinerei ist.

Es geht also los. Die Gegner einer Zensur werden in die Ecke von Kinderschändern geschoben.

Ganz koscher ist diese Deutsche Kinderhilfe scheinbar auch nicht. Siehe hier, oder hier, oder hier, oder hier

via Spreeblick

Erklärung von Eltern aus IT-Berufen zu Internetsperren

Es gibt eine Erklärung von Eltern aus IT Berufen zu den geplanten Internetsperren im Allgemeinen und den merkwürdigen Aussagen von Herrn Prof. Dr. Christoph Meinel.

Schön, dass sich auch endlich Fachleute zu Wort melden. Nun bin ich auch ein „Fachleut“, aber kein „Elter“, kann also leider nicht unterschreiben, schließe mich aber vollumfänglich der Erklärung an.

Hier gehts zur Erklärung

ein boshaftes Luder?

Diese Aussage von Frau von der Leyen:

Eine zivilisierte Gesellschaft, einschließlich der Internetgemeinschaft, die Kinderpornografie ernsthaft ächtet, darf auch im Internet nicht tolerieren, dass jeder diese Bilder und Videos vergewaltigter Kinder ungehindert anklicken kann“, teilte das Ministerium mit. „Das Leid der Opfer ist real, nicht virtuell. Jeder Klick und jeder Download verlängert die Schändung der hilflosen Kinder.
Quelle: Hamburger Abendblatt

lässt für mich nur zwei Schlüsse zu. Entweder peilt die werte Dame nichts von alledem, was um sie herum vorgeht, oder sie ist ein ganz ganz boshaftes Luder und macht den Scheiß mit Absicht. Eure Entscheidung.

Zu meiner sei nur so viel zu sagen: Ich halte Frau von der Leyen für ausgesprochen intelligent.

Und nebenbei ist ihr Spannemann Herr von und zu Guttenberg auch nicht besser:

Es macht mich schon sehr betroffen, wenn pauschal der Eindruck entstehen sollte, dass es Menschen gibt, die sich gegen die Sperrung von kinderpornographischen Inhalten sträuben. Das ist nun wirklich einer der wichtigsten Vorhaben in vielerlei Hinsicht.
Quelle: Tagesschau

via Reizzentrum und vielen anderen

Internetzensur erklärt für Nicht-Internet-User

Man stelle sich vor, ein Zeitungskiosk würde verdächtigt, Kinderpornographie zu verkaufen. Die Bundesregierung würde ein Gesetz beschließen, großräumig Straßensperren an allen Zufahrtsstraßen zu diesem Kiosk aufzustellen. Versierte Nutzer, nämlich Fußgänger, könnten den Kiosk zwar weiterhin erreichen, aber die Bundesregierung behauptet, die Straßensperren würden den Zugang erschweren. Und die Behinderung des normalen Straßenverkehrs sei nicht so schlimm, schließlich würden dadurch Kinder gerettet.
Quelle: Wiki gegen Netzzensur

btw… Es sind mittlerweile mehr als die benötigten 50.000 Unterschriften für die Petition „Internet – Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten“ zusammengekommen. Aber je mehr, desto besser. Also wer noch nicht hat, Zeit wirds.

via netzpolitik.org

Mit dem Bundestag zurück ins Web 1.0

Bei der Unterzeichnung der Petition gegen Internetzensur ist mir aufgefallen, dass die Seite a) furchtbar altmodisch aussieht, b) fürchterlich zu bedienen und c) grottenlangsam ist. Viel gedacht hab ich mir nicht dabei. Außer vielleicht: typisch Internetausdrucker…

Das Perl-Blog hat sich mal die Mühe gemacht, über die Hintergründe dieses Auswuchses von Unbedienbarkeit zu berichten. Lohnt sich zu lesen.

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Incompetence not in danger

Eine Spekulation, woher „Zensursula von den Laien“ falsche Zahlen bekommen hat

Ein Gastkommentar einer anonymen Leserin auf ODEM.blog, nennen wir sie Bettina Beispiel. Der Text kann beliebig weitergegeben werden.

Es ist inzwischen allgemein bekannt, dass der kenntnisreiche Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten nicht die Sache von Familienministerin Ursula von der Leyen ist. Ein starker Auftritt, die dramaturgisch inszenierte Geste im Beisein einer Kamera und starke Emotionen – das liebt sie, das beherrscht sie. Was schadet es in der Politik schon, wenn fachlich nur ein laues Lüftchen weht. Sachkenntnis wird ja vielfach überschätzt – was zählt ist die Schlagzeile! Eine kleine Ausflucht in Verbindung mit weiteren politischen Forderung und schon ist man wieder im Rennen – mit einer neuen Schlagzeile.

Es verwundert also nicht, dass Frau von der Leyen mit falsch interpretierten und nicht belegbaren Zahlen ihre Kampagne für Täterschutz im Internet vorantreibt. Woher aber hat Zensursula die fehlinterpretierten Zahlen, die kruden Behauptungen und vor allem auch die Vorstellung, es gäbe einen „kommerziellen Massenmarkt“ für Kinderpornografie mit „Millionen-Umsätzen“ auf öffentlich zugänglichen Webservern. Man fragt sich ja doch, woher die Idee stammt, es ließe sich mit frei zugänglichen Webseiten, auf denen sich zu 80% Zufallskontakte (so Jürgen Maurer, BKA) oder allenfalls Gelegenheitsnutzer einfinden, zugleich ein Multi-Millionen Geschäft aufbauen. Zuerst deutete die Welt an, heimlicher spiritus rector der Kampagne sei die Geschäftsführerin des Vereins Innocence in Danger, Julia von Weiler. Im öffentlichen-rechtlichen Rundfunk wird eben diese Geschäftsführerin von Innocence in Danger als „Expertin“ in Sachen Kinderpornographie im Internet befragt. Den Zusammenhang zwischen Julia von Weiler, Zensursula und den anderen von und zu (insbesondere Guttenberg) beleuchtet dann Stefan Niggemeier in seinem Blog. Dieser Spekulation soll im Folgenden etwas detallierter nachgegangen werden:

Auffällig ist zunächst, dass auf der Seite von Innocence in Danger exakt jene falsche Behauptung bezüglich der Steigerung der Kriminalitätsrate wiedergegeben wird, die auch der Argumentation von Frau von der Leyen zu Grunde liegt: „Laut BKA war bei der Besitzverschaffung von Kinderpornographie durch das Internet von 2006 auf 2007 ein Zuwachs von 111% festzustellen.“ Zufall? Einen weiteren Hinweis liefert dann auch das animierte Gif an prominenter Stelle der Webseite. Hier wird – ohne Angabe einer Fundstelle – behauptet, es würden 23 Milliarden USD mit „Kinderhandel und Prostitution“ jährlich umgesetzt. Wir kommen dem kommerziellen Massenmarkt wenigstens der Zahl nach schon nahe – wenn auch noch immer jeglicher Beleg fehlt. Vergleicht man die Seite der deutschen Sektion von Innocence in danger mit der des Dachverbandes fällt aber auf, dass sich dort die gleiche Umsatzzahl nur bezieht auf „children commerce“, also Kinderhandel. Die Beliebigkeit der Verwendung ein und derselben Umsatzzahl für unterschiedliche Sachverhalte verwundert. Bereits in der deutschen Wikipedia wird zu dem Begriff „Kinderpornographie“ erläutert, dass Umsatzzahlen für Kinderhandel und Kinderprostitution nicht identisch sind und insoweit Vorsicht geboten ist.

Noch mehr verwundert dann aber eine Zahl, die aus dem selbst zusammengebastelten Teil der Webseite stammt (also jenem Teil, der nicht vom internationalen Dachverband übernommen wurde). Dort kann man folgendes lesen:

„Durch pornographische Ausbeutung von Kindern werden jährlich ca. 24 Milliarden US $ umgesetzt (Stéphanie Moutiez, Executive Master of Economic Crime Investigation, Vortrag bei Pedocrimes: Care, Prevention and Justice, Februar 2008).“

Leider endet diese Quellenangabe im Leeren. Soweit ersichtlich ist dieser Vortrag nie veröffentlicht worden. Trotzdem und deswegen: der Fachmann staunt – der Laie wundert sich. Mit pornographischer Ausbeutung von Kindern wird mehr Umsatz erzielt als mit Kinderhandel und Kinderprostitution zusammen? Das ist alles so verwunderlich, das bereits daraus der Vermutung zulässig sein muß, Frau von der Leyen habe ihre Argumentation von diesen unschuldigen Kinderschützern des Vereins Innocence in danger übernommen.

Von eigenen Erkenntnissen des Vereins Innocence in danger über einen kommerziellen Massenmarktes für Kinderpornografie im Internet ist sonst wenig bekannt geworden. Immerhin hat man konkret von einer Website Kenntnis vom Hörensagen erlangt, die innerhalb von 4 Monaten 1,93 Millionen USD umgesetzt habe:

„Tagung: Internet, Handy und Co. Im Rahmen unserer Studie initiierten wir im März (…) eine Tagung zum Thema „Internet, Handy und Co. Instrumente sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen?! (…) Dieses ‚Gipfeltreffen‘ der Experten mit rund 70 internationalen kompetenten Teilnehmern wurde von der Presse sehr beachtet. Mehr als 50 Tageszeitungen bundesweit haben darüber geschrieben, der WDR berichtete im Fernsehen und in Radiobeiträgen und ein französisches Fernsehteam von Télé 5 hat uns die ganze Zeit beglei tet. Die Tagung war aufschlussreich und vielseitig, mit zahlreichen Workshops und Vorträgen. So berichtete u. a. Sharon Cooper (eine der Expertinnen auf diesem Gebiet in den USA), dass im Jahr 1998 laut einer US Datenbank 100.000 Bilder mit pornographischer Ausbeutung im Internet kursierten. In 2007 sind es bereits 7 Millionen! Eindrucksvoll war auch der Vortrag von Peter Vogt, dem Staatsanwalt aus Halle, der u. a. zu belegen wusste, dass eine russische Website mit pornographischer Ausbeutung von Kindern binnen 4 Monaten 1,93 Millionen Dollar umgesetzt hatte!“

Ein weiterer Hinweis spricht dafür, dass Ursula von der Leyen ihre Behautungen nicht den eigenen Recherchen ihres Hauses oder des Innenministeriums entnommen hat, sondern ihre „Informationen“ aus den Kreisen um Innocence in danger bezieht. Stereotyp wird behauptet, dass es sich bei Kinderpornografie im Internet um einen der am schnellsten wachsenden Märkte handele, mit dem Multi-Milliarden umgesetzt würden. Die kriecherische Wiederholung immer gleicher Behauptungen liefert noch keinen Nachweis. Die englische Wikipedia bringt aber fast wörtlich die entsprechende Fundstelle:

“Child pornography is a multi-billion dollar industry and among the fastest growing criminal segments on the Internet“

Die englische Wikipedia benennt dort ihrerseits einen Beleg, nämlich – wen würde es wundern – eine amerikanische Kinderschutzvereinigung:

„Within only a few years, child pornography has become a multi-billion dollar commercial enterprise, and is among the fastest growing businesses on the Internet.“

Auch dort wird aber nur wieder auf eine andere Quelle verwiesen:

„1 Source: Top Ten Reviews ™ “Internet Filter Review” an online resource that reviews Internet Safety. (Reported that CP generates $3 billion annually)“

Um es nicht weiter spannend zu machen – diese Fundstelle verweist auf einen kommerziellen Händler von Filterschutzsoftware, der, soweit ersichtlich, die Umsatzzahlen ebenso aus der Tiefe des Gemüts geschöpft hat, wie alle anderen Behauptungen im Zusammenhang dieser Debatte es auch sind. Die Seite ist insgesamt eine Glanzleistung was SEO anlangt.

Fazit:

Kinderpornographie im Internet ist ein Problem, keine Frage. Aber für die Behauptung es gebe einen am „schnellsten wachsenden“, boomenden, kommerziellen Massenmarkt für Kinderpornographie im frei zugänglichen Teil des Internet, ist überhaupt nicht belegt und ohnehin völlig unplausibel. Frau von der Leyen bekämpft ein Problem, das es so gar nicht gibt. Im Ausgleich tut sie dafür nichts, um die wirklichen Probleme zu bekämpfen. Das Quellenstudium im Internet belegt nur, dass sich Ursula von der Leyen nicht wirklich fachlich hat beraten lassen, sondern ungeprüft Behauptungen eines Vereins übernommen hat, dessen Medienkompetenz ersichtlich zweifelhaft ist. Innocence in danger und Ursula von der Leyen bilden ein wahres Dreamteam unter dem Motto „Incompetence not in danger“.

P.S. IWF meldet, dass die Anzahl kinderpornografischer Seiten im Internet zurückgeht – und zwar wegen der internationalen Zusammenarbeit der IWF mit Domainregistraren.

via ODEM.blog